EIN PLÄDOYER FÜR PRINT

ENTSCHLEUNIGUNG IN DIGITALEN ZEITEN

5 Argumente, weshalb Print keineswegs altmodisch und tot ist, sondern eine Möglichkeit, sich positiv vom digitalen Rauschen abzuheben.

Die Digitalisierung ist in vollem Gang. Einerseits ist es ein Segen, dass unsere Botschaften in Sekundenschnelle ihr Ziel erreichen, andererseits führt die Geschwindigkeit und Menge unweigerlich zur Erschöpfung auf Seiten des Empfängers. Unsere Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer und wir haben manchmal das Gefühl uns vor dem Informations-Overkill in Sicherheit bringen zu müssen. Wie wohltuend ist es da, wieder einmal ein gutgemachtes Printmedium in der Hand zu halten.

1. Aktive Vertiefung statt flüchtiges Überfliegen

Natürlich lesen wir nicht alle Artikel in einem Magazin, sondern die, die uns interessieren. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns mit einem Inhalt auseinandersetzen ist wesentlich höher als im Internet. Im Web lesen wir nur 20 % eines Textes. Unser Auge fliegt in Form eines F von links oben über die Headline, runter zur nächsten Subline, quer nach rechts, dann rapide abwärts auf der Suche nach relevanten Schlagwörtern, jederzeit bereit zum Absprung. Nebenbei poppen Anzeigen auf, stören eingehende E-Mails, irritiert schlechtes Webdesign. Nach wenigen Sekunden springen wir zum nächsten Teaser. Anders ist es, wenn wir zu einem Printmedium greifen, denn in diesem Augenblick haben wir uns aktiv dafür entschieden. Wir finden es angenehm, dass die Artikellänge und Textart auf den ersten Blick einschätzbar ist und nach kurzer Zeit stellt sich eine Art Loyalität zwischen Mensch und Medium ein, sodass wir es zu einem späteren Zeitpunkt gerne noch einmal zur Hand nehmen.

2. Wertschätzung kommt besser an als Belästigung

Eine dimap-Umfrage von Anfang März 2017 kommt zu dem Ergebnis, dass es die Mehrheit der Bürger, nämlich 55% „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“ findet, wenn Unternehmen ihren Kunden wichtige Dokumente und Informationen per E-Mail zustellen oder in einem Online-Postfach zum Abruf hinterlegen. Gefühlt kostet eine E-Mail nichts, dementsprechend kann sie ohne viel geistigen Aufwand millionenfach versendet werden. Dagegen bezeugt eine persönlich adressierte Aussendung mit hochwertigem Inhalt eine hohe Wertschätzung für den Empfänger. Man hat sich Gedanken gemacht und zugegebenermaßen hohen Aufwand in Kauf genommen. Dicker Pluspunkt für den Absender.

3. Deutlich höhere Seriosität in der analogen Welt

Im Internet kann alles stehen, von wertvollen Informationen bis zum größten Blödsinn. Entsprechend ist das Vertrauen der meisten Menschen in alles, was auf digitalem Wege ankommt, nicht sonderlich hoch. Das, was dort steht kann sein, kann genauso gut aber auch nicht sein. Ein Printmedium genießt allein aufgrund des erforderlichen Aufwands und der haptischen Begreifbarkeit einen Vertrauensvorsprung.

4. Das haptische Erlebnis bleibt hängen

Wir sind auf visuelle und akustische Reize fixiert, das ist unbestreitbar. Aber wenn unsere Wahrnehmung nur noch aus flüchtigen Wischern und Klicks besteht, dann wird das Papier in unserer Hand zum Ereignis. Wir fühlen die Oberflächenstruktur, spüren das Gewicht, riechen die frische Druckfarbe. Wir blättern, drehen und wenden, schlagen auf und wieder zu, legen beiseite und nehmen zur Hand. Das hinerlässt einen bleibenden Eindruck.

5. Absenderklarheit versus Absenderunschärfe

Wer hat´s gesagt? Nach ein paar Stunden surfen auf privaten und beruflichen Kanälen weiß man es nicht mehr. Es interessiert auch nicht weiter. Um die Ecke wartet ja ohnehin schon eine noch aktuellere Info. Das ist für die Markenbildung genau genommen eine Katastrophe. Ein Medium mit Mehrwert und wiedererkennbarem Absender auf dem Tisch tendiert vom Erlebniswert her dagegen schon fast in den Bereich einer persönlichen Begegnung.

Fazit

Digitale Kommunikation ist unsere Welt. Sie hat absolute Berechtigung und bietet unglaublich viele Vorteile. Und dennoch kann sie nicht alles leisten. Die Bewahrung und Verwendung der analogen Form beweist auch eine Form der Beständigkeit, welche die kognitiven Fähigkeiten ernst nimmt und weitergedacht die Kommunikationsfähigkeit unserer Gesellschaft fördert. Wie immer macht der Mix die Musik.

PS zur Umweltbilanz:

Interessant ist übrigens, dass das Argument, digitale Prozesse hätten eine deutliche bessere Umweltbilanz,  nicht der Überprüfung standhält. In einer Studie der University of Glasgow rechneten die Forscher aus, dass das Speichern und Übertragen digitaler Audiodateien 2016 in den USA eine höhere Emission von Treibhausgasen und CO2-Äquivalenten zur Folge hatte als die Herstellung und Verwendung von CD´s und Schallplatten.